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Rio 2016 - Analyse des Bundestrainers

  • Bernd Brückmann

B- und C-Trainer Fortbildung

Alltäglich ist es nun wirklich nicht, dass sich ein Bundestrainer zwecks Trainerfortbildung nach Hessen begibt. Umso erfreulicher war es, dass am vergangenen Wochenende Holger Hasse vor 21 interessierten und wissbegierigen Trainern eine Fortbildungsveranstaltung in Maintal abgehalten hat. Der Schwerpunkt der Fortbildung lag auf dem Thema Olympische Spiele - Road to Rio und Analyse. Aber auch die Themen Aspekte der Handgelenkssteuerung, Werte im Leistungssport und der Vermittlungsansatz "Starminton" wurden den Teilnehmern nahegebracht. Paul Kuschmierz hat zur Fortbildung einen hervorragenden Artikel verfasst.

Ein Wochenende mit dem Bundestrainer

Die Olympischen Spiele sind ein fesselndes, für manche sogar das fesselndste Sportereignis überhaupt. Dies betrifft sowohl Athleten und Trainer, die die Chance haben selbst an dieser Veranstaltung teilzunehmen, als auch die Athleten und Trainer, die von zu Hause aus über Fernsehen und Livestream mitfiebern.
Diese Gemeinsamkeit gepaart mit der Faszination und Leidenschaft für die Sportart Badminton sorgte von Minute 1 an für eine tolle Stimmung bei diesem Lehrgang. Schon bei der Vorstellungsrunde wurde klar, dass mit Holger Hasse, dem noch Chef–Bundestrainer, und Bernd Brückmann, der gefühlt jeden der 21 Teilnehmer zum Trainer ausgebildet hat, die geballte Kompetenz in der Halle war.160920Lehrgang Hasse3

Holger begann seine Olympia Analyse aus deutscher Sicht mit den vorher festgelegten Zielen, nämlich eine Medaille zu gewinnen, die Qualifikation in allen Disziplinen zu schaffen und eine Top 8 Platzierung zu erreichen. Das deutsche Team schaffte zwar in allen Disziplinen die Qualifikation, jedoch konnten die beiden anderen Ziele nicht erreicht werden. Daher sprach Holger trotz größtenteils persönlichen Bestleistungen in den meisten Disziplinen von „nicht erfolgreichen“ Olympischen Spielen sprach.
Im Folgenden erklärte Holger ausführlich die vier Jahre lange, eine physisch und psychisch extrem beanspruchende Vorbereitungszeit auf Olympia. Ein Beispiel zum Verdeutlichen dieser extremen Beanspruchung ist das letzte Jahr vor Olympia, das Jahr der Qualifikation, in dem die wichtigen Weltranglistenpunkte gesammelt werden. Alle deutschen Athleten haben in diesem Jahr über 20 Turniere gespielt, eine Athletin sogar 32! Bei 52 Wochen, die ein Jahr hat, ist das mehr als ein Turnier alle zwei Wochen über ein Jahr hinweg und ohne Pausen. Bedenkt man dann noch, dass diese Turniere über die gesamte Welt verteilt stattgefunden haben, kann man sich annähernd vorstellen wie wichtig dieses Event den deutschen Athleten, und auch dem Trainerteam um Holger Hasse, ist.
Gemeinsam mit den Teilnehmern analysierte Holger anschließend das Spiel von Marc Zwiebler gegen den Iren Scott Evans, das aus deutscher Sicht leider sehr bitter verlief. Ebenfalls ging er auf die schwierige Situation um die schwere Verletzung von Johannes Schöttler ein, der es trotz massiver Hüftprobleme schaffte sich im Doppel mit Michael Fuchs zu qualifizieren. Zusammenfassend sagte Holger: „Trotz der harten Arbeit an unseren Schwächen und teilweise großen individuellen Verbesserungen, haben uns diese Schwächen letztendlich auf den Boden der Tatsachen geholt.“
Aus internationaler Sicht merkte Holger die positive Tendenz der abnehmenden Dominanz Chinas an. Auch gab er einen kurzen Überblick über die Entwicklungen in den einzelnen Disziplinen.
Der Lehrgang, der unter dem Motto „Rio 2016 – Ein Rückblick mit dem Bundestrainer“ aus-geschrieben worden war, hatte jedoch noch viel mehr zu bieten, als nur eine Analyse der Olympischen Spiele.

Mit seinem neuen Projekt „Starminton“, einer Idee zu einem Modell, um Bewegungsvorstellungen anschaulicher und effektiver zu vermitteln, stellte Holger etwas sehr Praxisorientiertes vor. Seine Idee, weniger Worte und mehr bewegte Bilder bei der Vermittlung von Bewegungen zu benutzen und dafür vor allem auf die Plattform „YouTube“ zurückzugreifen, um kurze Videosequenzen von Stars zu zeigen, ist innovativ und spannend. Gerade bei Techniken, die man selbst nicht sicher beherrscht, stellt dieses Modell eine gute Möglichkeit dar, nicht der limitierende Faktor in der Entwicklung seiner Athleten zu sein.
Die Teilnehmer bekamen selbst die Möglichkeit „Starminton“ am Beispiel des „Chen Long Powerlifts“ zu erfahren, der erst mit einem Video demonstriert und anschließend auf dem Feld erprobt wurde. Auch wurde per Videoanalyse am Rückhandclear der Teilnehmer gearbeitet, der bekanntermaßen nicht der Schokoladenschlag jedes Badmintonspielers ist.

Am Sonntagmorgen drehte sich dann zunächst alles um das Thema „Trainingskultur - Wertevermittlung im Leistungssport“. Von diesem ganzheitlichen Thema ist mir besonders ein Zitat in Erinnerung geblieben: „Badminton ist im Training eine Mannschaftssportart, im Wettkampf eine Individualsportart.“. Im Training alles füreinander zu geben, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen, auch wenn man im Wettkampf alleine spielt, ist für mich ein Wert, den jeder Trainer seinen Athleten mitgeben sollte.

Abschließend stellten Holger und Bernd die Bedeutung des Handgelenks bei Badmintonschlägen vor und ließen die Teilnehmer auch hier verschiedene Schläge selbst ausprobieren. Mit der veralteten Meinung eines dauerhaft fixierten Handgelenks wurde aufgeräumt und stattdessen ein neues Modell vorgestellt, bei dem das Handgelenk vor dem Schlag mobil sein soll, um kurzfristige Richtungsänderungen zu ermöglichen und als Beschleunigungselement dienen kann. Im Schlag ist es dann stabil, um ein Verreißen zu vermeiden und Kontrolle zu ermöglichen.

Abschließend lässt sich sagen, dass diese Fortbildung nicht nur informativ in Bezug auf Olympia war, sondern auch viel Neues gelernt wurde, wie zum Beispiel die Beschreibung eines Spielers als „Wanderdüne“ – er bewegt sich augenscheinlich nicht, aber du kommst nicht an ihm vorbei. Im Namen aller Teilnehmer bedanke ich mich bei Holger und Bernd für die tolle Fortbildung und getreu dem Motto „Sieger zweifeln nicht, Zweifler siegen nicht!“ zweifle ich nicht daran, dass noch viele sehr gute Fortbildungen mit diesen beiden Trainern stattfinden werden.

Ein Bericht von Paul Kuschmierz

 

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